Kreistagsfraktion Göppingen

Landeskonzept setzt willkürliche Grenzen im Kreis

Seine Fraktion, die im Göppinger Kreistag mit 23 von insgesamt 63 Mitgliedern die stärkste politische Kraft darstellt, diskutierte dort im Rahmen einer Fraktionssitzung mit Bernd Klingel, dem Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, den neuen Nahverkehrsplan des Landes. Dieser sieht ab Ende 2016 eine erhebliche Verschlechterung des Bahnangebots für Geislingen vor. Dort sollen die Züge künftig sowohl in Richtung Stuttgart als auch Ulm nur noch stündlich anstatt halbstündlich fahren. Der Bahnhof Süßen wird durch die geplante Systematisierung des Bahnverkehrs mit zwei Halten pro Stunde hingegen aufgewertet. „Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Süßen deutlich zurück geht“, argumentierte Bernd Klingel.

Die CDU-Kreisräte ließen dieses Argument jedoch nicht gelten. „Wenn das Angebot für Bahnreisende kontinuierlich sinkt, nimmt auch automatisch die Nachfrage ab“, so Albrecht Bosch. Außerdem müsse berücksichtigt werden, dass es in ländlicher geprägten Gegenden wie um Geislingen weniger potenzielle Nutzer gebe, betonte der Böhmenkircher. Marius Hick wies darauf hin, dass der Kreis Göppingen lange Zeit den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) für andere Räume in Baden-Württemberg mitfinanziert habe. Nun habe der Kreis Göppingen einen Bedarf, der berücksichtigt werden müsse.

„Durch den neuen Verkehrsplan wird Geislingen abgehängt“, waren sich die CDU-Kreisräte einig. Zudem werde in Süßen „eine willkürliche Grenze innerhalb des Landkreises gesetzt“, kritisierte Rapp. Aus den Reihen der Fraktion wurde argumentiert, dass sich die Prämissen der Landespolitik verschoben hätten. Nun würden die Ballungsräume eine Pri­o­ri­sie­rung erfahren, während der strukturschwache ländliche Raum auf der Strecke bliebe.

Bernd Klingel erörterte, dass ein stündlicher Halt sichergestellt werde. „Wenn Sie im Landkreis Göppingen mehr wollen, müssen Sie dafür zahlen“, stellte er klar. Zudem wären für eine bessere Anbindung Geislingens zwei neue Zugpaare nötig. Der Geschäftsführer der Nahverkehrsgesellschaft verwies auf den hohen Kostendruck. „Bis 2025 brauchen wir im Schienennahverkehr 82 Mio. Kilometer Zugstrecken, die je mit sieben bis zehn Euro bezuschusst werden müssen – Sie können sich damit die finanziellen Dimensionen vorstellen“, so Klingel.

Auf Nachfrage von Nicole Razavi, wie es mit dem angekündigten Bestandsschutz bis 2020 aussehe, winkte Klingel ab. „Bestandsschutz gilt nicht für bestimmte Halte, sondern nur für Strecken.“

Auch das Thema S-Bahn sprachen die Fraktionsmitglieder in ihrer Diskussion mit dem Verkehrsplaner an. Guido Till plädierte dafür, das Projekt nicht ganz zu begraben. Vielmehr gebe es unterschiedliche Betrachtungsweisen.

Dieter Braun nutzte die Gelegenheit den Nahverkehrsplaner des Landes nach seiner Einschätzung bezüglich eines diskutierten Bahnhalts an der S21-Neubaustrecke in Merklingen zu befragen. „Das würde auf das Zugangebot im Filstal keine Auswirkungen haben, da ohnehin eine Regionalexpress-Verbindung über die Neubaustrecke vorgesehen ist“, so Klingel. Allerdings überstiegen die Kosten seiner Einschätzung nach das Machbare.

Nach der konstruktiven, rund eineinhalbstündigen Diskussion, lud Gastgeber Peter Maichle seine Fraktionskollegen zu einem Rundgang durch das vor wenigen Monaten eröffnete Haus der Zeit ein.